Neurodermitis: mit der richtigen Hautpflege Beschwerden lindern
Von Dr. Christoph Theurer
05. September 2024
Juckreiz, rote Stellen und trockene Hautpartien – das sind die Symptome einer der häufigsten Hauterkrankung. Die Rede ist von Neurodermitis. Die Erkrankung ist chronisch und tritt in Schüben auf. Die entzündlichen Hautveränderungen können den Alltag erheblich belasten. Aber was genau steckt hinter dieser weitverbreiteten Krankheit? Warum sind manche Menschen stärker betroffen als andere, und was kann man gegen Neurodermitis tun?
Inhalt:
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis, ist eine chronische Hauterkrankung, die sich in Form von Entzündungen und oft quälenden Juckreiz bemerkbar macht. Die gute Nachricht: Neurodermitis ist nicht ansteckend. Und sie verläuft meist in Schüben, bei denen sich Phasen intensiver Symptome und Phasen der Besserung abwechseln.
Oft tritt die Erkrankung bereits bei Säuglingen auf, bessert sich allerdings bei etwa 60 % der Betroffenen bis zum jungen Erwachsenenalter deutlich. Weltweit sind bis zu 20 % der Kinder und 2 bis 8 % der Erwachsenen von Neurodermitis betroffen.1
Neurodermitis gehört zur Gruppe der atopischen Erkrankungen. Von atopisch spricht man, wenn eine Person eine Neigung dazu hat, Überempfindlichkeitsreaktionen auf eigentlich harmlose Substanzen und Umweltreize zu haben, also allergisch zu reagieren. Zu den atopischen Erkrankungen zählen auch die Nasenschleimhautentzündung (im Volksmund meist als Schnupfen bezeichnet, von Mediziner:innen als allergische Rhinitis) und Asthma bronchiale. Oft stellt Neurodermitis den Beginn des sogenannten „atopischen Marsches“ dar, bei dem Betroffene im Laufe ihres Lebens zusätzlich Asthma und/oder einen allergischen Schnupfen entwickeln können.2
Symptome von Neurodermitis bei Erwachsenen und Kindern
Neurodermitis stellt als chronische Hauterkrankung eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar. Zu den vorrangigen Anzeichen für Neurodermitis zählen:
- Empfindliche und trockene Haut: Oftmals ist die Haut bei Neurodermitis besonders empfindlich und neigt zu extremer Trockenheit sowie dem für Neurodermitis typischen Hautausschlag.
- Ekzeme mit starkem Juckreiz: Die entzündlichen Hautveränderungen sind nicht nur unangenehm, sondern auch mit intensivem Juckreiz verbunden, der sich besonders abends und nachts verstärkt.
Darüber hinaus kann Neurodermitis in selteneren Formen auftreten, die spezifische Symptome mit sich bringen. Dazu gehören die Verdickung und Vergröberung der Haut sowie die Bildung von Knötchen oder Pusteln, die das Hautbild weiter beeinträchtigen. Kommt es zudem zu einer viralen Infektion, können bei Neurodermitis auch Bläschen auftreten.3
Welche Körperstellen sind von Neurodermitis betroffen?
Grundsätzlich kann Neurodermitis, insbesondere bei Erwachsenen, den ganzen Körper betreffen. An welchen Körperstellen die Hautveränderungen am häufigsten auftreten, ist abhängig vom Alter der Patient*innen:
- Frühes Kindesalter (0–2 Jahre): Ekzeme im Gesicht, am Kopf und auf den Streckseiten der Arme und Beine
- Kinder und Erwachsene: Beugenekzeme an Kniekehlen und Armbeuge
- Erwachsene: Handekzeme und juckende Knötchen und Knoten, oft durch berufsbedingte Hautbelastungen
Neben den bekannteren Formen gibt es auch Minimalvarianten der Neurodermitis. Dazu gehören unter anderem
- Entzündungen der Lippen,
- eingerissene Mundwinkel und Ohrläppchen,
- Ekzeme an den Brustwarzen,
- schuppende Rötungen und
- Einrisse an den Finger- oder Zehenkuppen.4
Folgen von Neurodermitis
Die Auswirkungen von Neurodermitis gehen häufig über die Beschwerden der Haut hinaus. Der verstärkte Juckreiz in der Nacht kann den Schlaf erheblich stören, was einen am Tag weniger leistungsfähig machen kann. Auch die Lebensqualität im Allgemeinen wird oft stark beeinträchtigt. Viele Betroffene fühlen sich aufgrund der sichtbaren Hautveränderungen außerdem stigmatisiert. Das kann dazu führen, dass sie sich aus ihrem Umfeld zurückziehen, und sich ihr psychisches Wohlbefinden verschlechtert.5
Ursachen von Neurodermitis
Neurodermitis entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen, deren genaue Zusammenhänge jedoch noch nicht vollständig entschlüsselt sind. Dank der wissenschaftlichen Forschung sind aber eine Reihe möglicher Gründe für Neurodermitis bereits bekannt:
Genetische Veranlagung
Neurodermitis hat oft eine genetische Komponente. Das bedeutet, dass die Krankheit bei mehreren Mitgliedern einer Familie auftreten kann. Insbesondere, wenn beide Eltern an allergischen Erkrankungen leiden, steigt das Risiko für ihre Kinder, Neurodermitis zu entwickeln, deutlich an. Forschende haben herausgefunden, dass bestimmte genetische Mutationen, wie z. B. im Filaggrin-Gen, eine Rolle spielen können. Dieses Gen ist wichtig für die Stärkung der Hautbarriere.
Geschwächte Hautbarriere
Ein Schlüsselproblem bei Neurodermitis ist die beschädigte Hautbarriere. Diese Schutzschicht soll normalerweise das Eindringen von Krankheitserregern oder Allergenen verhindern. Ist diese Barriere jedoch durch genetische Faktoren wie eine Mutation im Filaggrin-Gen geschwächt, können Allergene leichter eindringen. Das führt zu häufigeren und stärkeren Hautreizungen und Entzündungen.
Die Rolle des Immunsystems
Wenn Allergene in die geschädigte Haut eindringen und eine Entzündung auslösen, schaltet sich das Immunsystem ein. Es aktiviert Immunzellen, die wiederum weitere Entzündungszellen anziehen. Diese sind die Auslöser eines Neurodermitis-Schubs und führen zu anhaltenden Entzündungsprozessen in der Haut.6
Wie behandle ich Neurodermitis?
Um die belastenden Neurodermitis-Symptome zu lindern, braucht es die richtige Behandlung und Pflege. Im Zentrum der Basistherapie steht deshalb die ausreichende Versorgung der Haut mit Fett und Feuchtigkeit. Als hilfreich erwiesen hat sich zudem eine Patientenschulung und die Prävention, indem bewusst auf Triggerfaktoren verzichtet wird.
Bei Neurodermitis im Anfangsstadium kann schon eine sorgfältige Basispflege Erleichterung verschaffen. Betroffene mit einem höheren Schweregrad und ausgeprägteren Symptomen können zur Behandlung Ihrer Beschwerden ärztlich verordnete oder frei verkäufliche Arzneimittel nutzen. Dazu zählen Kortisonsalben bei akuten Schüben und andere entzündungshemmende Cremes für besonders empfindliche Hautbereiche.
Auch Therapieansätze mit UV-Strahlen können zum Einsatz kommen, um Entzündungen und Juckreiz weiter zu reduzieren. In schwereren Fällen kann eine systemische Therapie notwendig werden, bei der Medikamente das Immunsystem regulieren. Diese fortgeschrittenen Behandlungsformen erfordern eine enge ärztliche Abstimmung, um optimale Ergebnisse zu erzielen und die Hautgesundheit langfristig zu unterstützen.7
Tipps zur Hautpflege bei Neurodermitis
Bei der Behandlung von Neurodermitis ist die richtige Hautpflege entscheidend. Betroffene sollten sich nach dem Duschen oder Baden immer direkt eincremen. Solange die Haut noch feucht ist, zieht die Lotion besser ein.
- Sanfte Reinigung und Bäder: Haut schonend reinigen, besonders bei akut entzündeter oder superinfizierter Haut. Kurze Dusch- oder Vollbäder mit mäßig warmem Wasser sind zu bevorzugen.
- Alkalische Seifen vermeiden: Alkalische Seifen haben einen anderen pH-Wert als die Haut und können dadurch zu weiteren Hautreizungen führen.
- Schonende Pflegeprodukte: Produkte zur Körperpflege verwenden, die frei von Reizstoffen oder Kontaktallergenen sind.
- Proaktive Basistherapie: Auch in schubfreien Intervallen sollte die Haut regelmäßig eingecremt werden, um Schüben vorzubeugen und Symptome zu lindern.8
Beschwerden lindern mit Bepanthol® DERMA
Bepanthol® DERMA wurde speziell dafür entwickelt, sehr trockene und empfindliche Haut intensiv zu pflegen. Die Produkte zur Körper- und Handpflege wurden bei Neurodermitis erfolgreich getestet und sind gut verträglich. Die regenerierende Körperlotion beispielsweise enthält natürliche Lipide wie Sheabutter und Arganöl, sowie Dexpanthenol (Provitamin B5), die darauf abzielen, die natürliche Barrierefunktion der Haut zu stärken und ihre Feuchtigkeitsspeicher zu ergänzen.
Bepanthol® DERMA Hautpflegeserie
Ihre tägliche Hautpflege für trockene und empfindliche Haut.
Die Bepanthol® Derma Hautpflegeserie beruhigt juckende, trockene Haut ab der ersten Anwendung und pflegt lang anhaltend - von innen nach außen.
Hausmittel gegen Neurodermitis
Im Umgang mit unangenehmen Hautveränderungen ist die Versuchung groß, auf einfache und schnell verfügbare Hausmittel zurückzugreifen, die häufig im Internet empfohlen werden. Allerdings ist bei der Anwendung große Vorsicht geboten. Manche der im Internet oft empfohlenen Hausmittel können bei Neurodermitis mehr schaden als nutzen.
Hier einige Beispiele:
- Apfelessig: Brennt auf entzündeter Haut und hat keine heilende Wirkung.
- Pflanzliche Öle: Pflanzliche Öle haben den Nachteil, dass sie eine Ölschicht auf der Haut bilden, statt einzuziehen. Dadurch kann ein Wärmestau entstehen und der Juckreiz kann sich verstärken.
- Quark: Kühlt zwar zunächst, zieht aber nicht ein und muss deshalb abgewaschen werden. Hierbei werden auch wichtige Hautfette abgewaschen.
Neurodermitis vorbeugen
Bei der Vorbeugung sollte unterschieden werden zwischen den Maßnahmen, die Säuglinge betreffen und der Entstehung einer Neurodermitis entgegenwirken sollen, und den Maßnahmen, um einen weiteren Schub zu verhindern.
Folgendes kann helfen, die Entstehung einer Neurodermitis bei Säuglingen zu verhindern:
- Säugling über die ersten vier Monate ausschließlich stillen
- ab dem fünften Monat Beikost (inklusive Fisch) füttern
- von Tabakrauch fernhalten
- katzenfreier Haushalt
- alle von der STIKO empfohlenen Impfungen durchführen
- auf übertriebene Hygiene im Haushalt verzichten
Bei bereits ausgebildeter Neurodermitis sollten folgende mögliche Auslöser und/oder Verstärker verzichtet werden:
- irritierende Stoffe wie Wolle und Synthetik
- Tabakrauch
- Schweiß
- Stress und psychische Belastungen
- besonders niedrige oder hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit
Auch eine zu häufige Reinigung der Haut, bestimmte Nahrungsmittel oder hormonelle Änderungen wie bei einer Schwangerschaft oder durch die Menstruation können Auslöser für einen Neurodermitis-Schub sein.
Häufig gestellte Fragen
1 https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/neurodermitis
2 https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/neurodermitis#Definition
3 https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf
4 https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf
5 https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/neurodermitis
6 https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf
7 https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/neurodermitis-symptome-und-behandlung/
8 https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf